Einführung zur Orchesterprobe des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 26. Februar 2019


Claude Debussy: 1. Rhapsodie für Klarinette und Orchester

Claude Debussy
Achille-Claude Debussy (* 1862 in Saint-Germain-en-Laye; † 1918 in Paris)

Aus seinem Elternhaus erhielt Debussy keine musikalische Prägung oder Anregung. Zwei Jahre Klavierunterricht versetzten ihn aber in die Lage 1872 die Aufnahmeprüfung am Conservatoire zu bestehen. Dort studierte bis 1884. Prägender aber waren zwei Jahre eines Engagements bei Nadežda fon-Mekk, die ihn zwischen 1880 und 1882 als Reise- und Klavierbegleiter, als Arrangeur und Komponist und als Klavierlehrer für ihre Söhne beschäftigte.
 Nach seinem Studium war seine Existenz von Geldsorgen und der Überlegung geprägt, wie er genug Härte gewönne, um „mitten in diesem Basar zum Erfolg“ zu kommen.
 Der endgültige Durchbruch als Komponist gelang Claude Debussy um das Jahr 1909. Während seine Oper Pelléas et Mélisande bei ihrer Uraufführung im Jahre 1902 durch Presse und Publikum noch ziemlich kühl aufgenommen worden war, geriet die Aufführung des Werkes im Londoner Covent Garden am 21. Mai 1909 zum Triumph. Ein Jahr zuvor hatte er dort bereits mit seinen Orchesterwerken La Mer und Prélude à l'après-midi d'une faune große Erfolge gefeiert.
 Auch in Paris setzte sich nun seine Musik durch und infolge dessen berief Gabriel Fauré, seit 1905 Direktor des Pariser Conservatoires, Debussy in den „Conseil Supérieur“ (Oberstes Ratsgremium) der Institution.
 Debussy gedachte den Bläsern im Orchester und in der Kammermusik eine neue Rolle zu. Ihn interessierte vornehmlich die Poesie ihrer Klangfarben, gepaart mit einer neuen Technik des chromatischen Legato, wie man es beispielhaft im Flötensolo zu Beginn von L'après-midi d'un phaune hören kann. Ähnliche Qualitäten zeichnen auch seine Musik für Klarinette aus.



Première Rhapsodie pour clarinette et orchestre (1909/10)

Orchesterbesetzung: Solo-Klarinette – 3 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 3 Fagotte – 4 Hörner, 2 Trompeten – 2 Schlagzeuger, 2 Harfen – Streicher (12-10-8-6-4)
Spieldauer: ca. 10 Min.
Uraufführung: 16. Januar 1911, Salle Gaveau, Paris, Klarinette: Prosper Mimart

Eine der ersten Aufgaben als Mitglied des „Conseil Supérieur“ bestand in der Komposition zweier Pflichtstücke für den Wettbewerb der Klarinettisten des Konservatoriums. Debussy begann im Dezember 1909 mit den Arbeiten an der Rhapsodie für Klarinette und Klavier, die er etwa einen Monat später abschloss. Der Jury, welche die Vorträge der elf Kandidaten am 14. Juli 1910 bewertete, gehörte Debussy ebenfalls an. Am Folgetag schrieb er an seinen Verleger Jacques Durand: „Der Klarinettenwettbewerb verlief äußerst zufriedenstellend, und den Gesichtern meiner Kollegen nach zu urteilen, war die Rhapsodie ein Erfolg.“
 Von der offiziellen Uraufführung war Debussy offenbar derart begeistert, dass er spontan erklärte, dies sei eines der hübschesten Stücke, die er je geschrieben habe. Diese Begeisterung wird ihn wohl auch dazu bewogen haben, im selben Jahr eine Fassung für Klarinette und Orchester zu erstellen, in der das Werk heute auch allgemein bekannt ist.
 Im Druck erschien das Stück als „Première Rhapsodie“. Sie nähert sich in ihrer musikalischen Sprache den Préludes für Klavier, deren erstes Buch der Komponist in der gleichen Zeit beendete. Vor allem in der Führung des Soloinstruments bedient sich Debussy einer ausgeprägten Melodik, die ihm seine Gegner gern in Abrede stellten. Sie beginnt mit einem „träumerischen“ langsamen Teil und endet „lebhaft scherzend“.


Carlos Miguel Prieto

Leitung: Carlos Miguel Prieto

Er entstammt einer spanisch-französischen Familie aus Mexiko-City. Er studierte an den Universitäten von Princeton und Harvard Dirigieren bei Jorge Mester, Enrique Diemecke, Charles Bruck und Michael Jinbo. Er ist der bedeutendste mexikanische Dirigent seiner Generation. Er hat mit Orchestern aller Kontinente gearbeitet und gewann zahlreiche Preise. Er fördert nachdrücklich die lateinamerikanische Musik und hat über 100 Uraufführungen von Werken mexikanischer und amerikanischer Komponisten dirigiert, von denen viele von ihm in Auftrag gegeben wurden. Eine umfangreiche Diskografie bei Naxos und Sony dokumentiert die Breite seiner Tätigkeit.


Martin Fröst

Klarinette: Martin Fröst

Er wurde 1970 in Sundsvall, Schweden geboren. Zunächst erhielt er Violinunterricht und begann im Alter von neun Jahren Klarinette zu spielen. Mit 15 Jahren nahm er in Stockholm ein Musikstudium auf. Später studierte er in Hannover weiter. Heute gilt Fröst international als einer der besten Klarinettensolisten. Er hat CDs mit Mozarts, Nielsens, Ahos und Webers Klarinettenkonzerten und Kammermusik aufgenommen. Von 2006 bis 2009 war er Künstler der Reihe „Junge Wilde“ am Konzerthaus Dortmund. 2014 wurde Fröst mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet, 2016 mit dem ECHO Klassik Instrumentalist of the Year Award in der Kategorie Klarinette.