Einführung zum Livestream-Konzert des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 21. Januar 2021


Paul Dukas: Fanfare aus „La Péri“

Paul Dukas
Paul Dukas (* 1865 in Paris, † 1935 in Paris)

Ab 1881 studierte Dukas Klavier bei dem Chopin-Schüler Georges-Amadée Mathias und Komposition bei Théodore Dubois und Ernest Guiraud am Pariser Conservatoire, wo er Claude Debussy kennenlernte. 1888 erhielt er nach mehreren Anläufen den 2. Rompreis für die Kantate Velléda für Soli und Orchester. Weitere Versuche, den Prix de Rome zu erringen scheiterten, so dass Dukas sich zunächst enttäuscht einer Tätigkeit als Musikkritiker zuwandte. Bis 1905 schrieb er Kritiken für die Revue hebdomadaire und La Revue Musicale u.a. über Debussys Pelléas et Mélisande und Wagners Ring der Nibelungen.
 Allerdings reduzierte er seine Kritikertätigkeit immer weiter, um stattdessen zu komponieren. 1895 komponierte er die Symphonie in C, die Anfang 1897 in der Leitung von Paul Vidal uraufgeführt wurde. Es folgte 1897 sein berühmtestes Werk: L'Apprenti sorcier für Orchester, nach Goethes Ballade Der Zauberlehrling, das er selbst noch 1897 dirigierte und das sich innerhalb kürzester Zeit im internationalen Konzertrepertoire durchsetzte. Seine dreiaktige Oper Ariane et Barbe-Bleu (komp. 1899-1906, UA: 1907; angelehnt an das Märchen vom Herzog Blaubart) wurde von der internationalen Musikwelt begeistert aufgenommen und von dem Schönberg-Kreis in Wien noch vor Debussys Pelléas et Mélisande als fortschrittliches, aber auch klassizistisch vollendetes Werk geschätzt. Mit Aufführungen in Wien, Brüssel, New York, Mailand, Buenos Aires und Madrid erreichte das Werk innerhalb der nächsten sieben Jahre eine große Popularität.
 Trotz dieser Erfolge führte Dukas ein zurückgezogenes Leben in Paris und Saint-Cloud. Als Professor für Orchestration am Pariser Conservatoire vollendete Dukas 1911 sein letztes größeres Werk, das Poème dansé La Péri.
 Außer einigen Skizzen zu einer Oper La Tempête nach Shakespeare vollendete Dukas auf Grund einer überaus selbstkritischen Haltung keine Kompositionen mehr oder vernichtete sie. Bis zu seinem Tod war er zunehmend mit institutionellen, pädagogischen und erneut musikkritischen Arbeiten ausgefüllt.
 Als Komponist steht Dukas im Spannungsfeld zwischen Klassizismus und Moderne. Offensichtliche Anregungen erhielt er durch César Franck und Richard Wagner. Der zu seinen Lebzeiten häufig geäußerte Vorwurf, seine Musik sei ein Wagner-Imitat, ist aus heutiger Sicht sicher nicht gerechtfertigt.



Fanfare aus: La Péri (1911/12)

Orchesterbesetzung: 4 Hörner – 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba
Spieldauer: ca. 2 ½ Min.
Uraufführung: 22. April 1912 im Théâtre du Châtelet. Tanz: Natasha Trukhanowa. Choreografie: Ivan Clustine. Ltg.: Paul Dukas.

Das einaktige Poème dansé La Péri war ursprünglich für Diaghilews berühmte Ballets russes bestimmt, wurde dann jedoch von Natasha Trukhanowa getanzt.
 Die Handlung des Ballets beruht auf einer alten persischen Sage, in der ein Prinz namens Iskander in seinem Reich nach der „Blume der Unsterblichkeit“ sucht. Am Ende der Welt stößt er schließlich auf eine wunderschöne, schlafende Fee, La Péri, die eine Lotosblüte in der Hand hält. Iskander stiehlt die Blüte, die durch seine Leidenschaft für die schöne Schläferin purpurfarbig wird. Die Fee erwacht und mit einem erotischen Tanz, der den Hauptteil des Balletts ausmacht, gewinnt sie ihre Blume zurück, wonach sie plötzlich in einem aufleuchtenden Blitzschlag verschwindet. Der Prinz fühlt, wie die Dunkelheit ihn einschließt und er weiß, daß sein Ende gekommen ist.
 Der Tanzdichtung La Péri ist die kurze, brillant kontrastierende Fanfare für Blechbläserchor als Introduktion vorangestellt: Eine elektrisierende Initialzündung, in der die Instrumentalgruppen antiphonal und in glänzender Harmonie einen prächtigen Schwung entfalten. Obwohl die Fanfare keine thematische Verbindung zum Ballett hat, deuten die gelegentlichen parallelen Akkorde im Mittelteil nicht nur auf Dukas' Beschäftigung mit Debussy hin, sondern nehmen auch die sanft wogende Atmosphäre vorweg, von der La Péri durchdrungen ist. Eine kurze Reprise des Anfangs, abgerundet mit einer grandios trillernden Kadenz, kündigt das düstere Ende dieses „getanzten Gedichts“ an. Die Fanfare war ein nachträglicher Einfall, der wahrscheinlich durch den glanzvollen Anlass der Uraufführung ausgelöst wurde.


Alain Altinoglu

Leitung: Alain Altinoglu

Der 1975 in Paris geborene Dirigent armenischer Abstammung studierte am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse, an dem er seitdem auch selbst unterrichtet und seit 2014 die Dirigierklasse leitet. 2016 wurde Altinoglu Directeur Musical des Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, gerade hat er dort seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent begleitet er seine Ehefrau, die Mezzosopranistin und Liedsängerin Nora Gubisch am Klavier und macht hin und wieder auch Ausflüge in den Bereich von Jazz und Improvisation. Ab 2021 wird er Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters.