SLF
(superior longitudinal fasciculus / Stadt - Land - Fluss)
Musik für sechs Stimmen
(Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass)

ca. 6 Min.
komponiert 2018
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Einführung

Der Titel SLF ist doppelt definiert: Der "superior longitudinal fasciculus" ist ein Nervenbündel im Gehirn. Dieses verbindet das sensorische Wernicke-Zentrum, dessen Funktion in der semantischen Verarbeitung der Sprache besteht, mit dem Broca-Zentrum, das die Motorik der Sprache sowie die syntaktische Sprachverarbeitung steuert.
Mit "Stadt - Land - Fluss" sind die drei Sätze überschrieben. Die Textinhalte bestehen aus geographischen Begriffen, eben Städten, Ländern und Flüssen (mit einigen Ablenkungen). Gleichzeitig charakterisieren die einzelnen Sätze rhythmisch-motorisch und klanglich-formal die drei Orte in ihren jeweiligen Beziehungen und Bedeutungen für das menschliche Sein.

Der erste Satz "Stadt" besteht aus in verschiedenen Tonhöhen gesprochenen Städtenamen unterschiedlicher Dichte und relativ hohem Tempo. Überwiegend kontrapunktisch geführt koordinieren sich die Stimmen an verschiedenen Stellen zu einer kurzen, prägnanten, homophonen Phase, um sich dann wieder zu trennen. Strukturierend gibt die Bass-Stimme ein durchgehendes Metrum mit einsilbigen Städtenamen und absteigenden Linien.
Der zweite Satz "Land" ist leise und zart und besteht vor allem aus sich langsam verändernden Liegeklängen, in die - jeweils zweistimmig - die Ländernamen erscheinen.
Der dritte Satz besteht aus einem kontrapunktischen Geflecht der in kleinen Melismen bewegten Flussnamen. Die einzelnen Stimmen verwenden dabei jeweils eigene diatonische Tonvorräte, so dass ein polytonales Geflecht entsteht.