Einfuhrung zur Orchesterprobe des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 26. Februar 2019


Anders Hillborg: Klarinettenkonzert „Peacock Tales“

Anders Hillborg
Per-Anders Hillborg (* 1954 in Sollentuna bei Stockholm)

Hillborg machte seine ersten musikalischen Erfahrungen als Chorsänger und war auch in verschiedene Formen der improvisierten Musik involviert. 1976-1982 studierte er in Stockholm Kontrapunkt, Komposition und elektronische Musik. Eine wichtige Informations- und Inspirationsquelle war ihm auch Brian Ferneyhough, ein häufiger Gastdozent in Stockholm.
 Neben einigen temporären Lehraufträgen (1990 als Professor für Komposition an der Musikakademie Malmö und als Dozent an verschiedenen Meisterkursen) ist Hillborg seit 1982 freischaffender Komponist. Sein Tätigkeitsbereich ist breit gefächert und umfasst Orchester-, Chor- und Kammermusik sowie Film- und Popmusik. Charakteristisch ist ein unvoreingenommener Umgang mit den Bereichen U- und E-Musik, ein ausgeprägter Sinn für Klangfarben, die Verwendung von mikrotonalen Strukturen und Harmonien, u.a. erreicht durch unterschiedliche Stimmung einzelner Abschnitte oder Teilen eines Ensembles, und schließlich sein musikalischer Humor. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen.



Klarinettenkonzert „Peacock Tales“ (Millenium Version) (1997-98)

Orchesterbesetzung: Klarinette solo – 2 Flöten, 2 Oboen, 3 Klarinetten, 2 Fagotte – 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba – 3 Schlagzeuger, Klavier – Streicher
Spieldauer: ca. 18 Min.
Uraufführung: Oktober 1998, Klarinette: Martin Fröst, Leitung: Leif Segerstam, Swedish Radio Orchestra

Gleich fünf Versionen existieren von dieser Komposition, alle komponiert zwischen 1997 und 2004. Die erste „Original Version“ für Klarinette und Orchester hat eine Dauer von 31 Minuten. Die heute zu hörende „Millenium Version“ mit derselben Besetzung ist auf etwa 18 Minuten gekürzt. Der Komposition dieses Konzertes für Martin Fröst gingen eine ganze Reihe von Kompositionen für verschiedene Besetzungen mit Klarinette voraus. Hillborg sucht dabei den grotesken und manchmal dämonischen Charakter des Klarinettenklangs.
 Von Martin Fröst vorgeschlagen und von Hillberg gerne aufgenommen, war die Idee, den Solopart mit einer Pantomimen- und Maskenperformance anzureichern. Dies ist ein integraler Bestandteil der Komposition geworden und kommt dem Solisten Martin Fröst mit seinen darstellerischen Fähigkeiten entgegen. Nach der einleitenden, sehr sanften Solo-Klarinettenmusik kommen die Streicher allmählich dazu und die Klarinette explodiert in Schreien und wilden Glissandos. Dann beginnt eine Reise durch viele verschiedene musikalische und emotionale „Stationen“, zu denen der Solist manchmal maskiert, manchmal ohne Maske erscheint. Auf diese Performance nimmt der Titel „Peacock Tales“ (= „Pfauengeschichten“) Bezug und zeigt damit Hillborgs Sinn für Humor und für das Absurde.


Carlos Miguel Prieto

Leitung: Carlos Miguel Prieto

Er entstammt einer spanisch-französischen Familie aus Mexiko-City. Er studierte an den Universitäten von Princeton und Harvard Dirigieren bei Jorge Mester, Enrique Diemecke, Charles Bruck und Michael Jinbo. Er ist der bedeutendste mexikanische Dirigent seiner Generation. Er hat mit Orchestern aller Kontinente gearbeitet und gewann zahlreiche Preise. Er fördert nachdrücklich die lateinamerikanische Musik und hat über 100 Uraufführungen von Werken mexikanischer und amerikanischer Komponisten dirigiert, von denen viele von ihm in Auftrag gegeben wurden. Eine umfangreiche Diskografie bei Naxos und Sony dokumentiert die Breite seiner Tätigkeit.


Martin Fröst

Klarinette: Martin Fröst

Er wurde 1970 in Sundsvall, Schweden geboren. Zunächst erhielt er Violinunterricht und begann im Alter von neun Jahren Klarinette zu spielen. Mit 15 Jahren nahm er in Stockholm ein Musikstudium auf. Später studierte er in Hannover weiter. Heute gilt Fröst international als einer der besten Klarinettensolisten. Er hat CDs mit Mozarts, Nielsens, Ahos und Webers Klarinettenkonzerten und Kammermusik aufgenommen. Von 2006 bis 2009 war er Künstler der Reihe „Junge Wilde“ am Konzerthaus Dortmund. 2014 wurde Fröst mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet, 2016 mit dem ECHO Klassik Instrumentalist of the Year Award in der Kategorie Klarinette.