Einführung zum Livestream-Konzert des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 10. Juni 2021


Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie D-Dur KV 84

Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart (* 1756 in Salzburg, † 1791 in Wien)

Mit der Reise nach Italien, die Leopold Mozart mit seinem bald 14jährigen Sohn im Dezember 1769 antrat, verband sich eine gegenüber den früheren Unternehmungen veränderte Reiseabsicht. Es ging nicht mehr um privat arrangierte Konzerte, bei denen der komponierende und spielende kindliche Virtuose Erstaunen bei vermögenden Zuhörern erregen sollte, sondern um den Abschluss von Produktionsverträgen im hochprofessionellen System der italienischen Oper. Dazu musste der junge Komponist mit seinem Werk möglichst perfekt der Simplizität der herrschenden Opern- und Spieltradition genügen. Ein Opernauftrag konnte bereits im März 1770 ereicht werden. Die Wartezeit bis zum Eintreffen des Librettos für die Oper Mitridate, Re di Ponto nutzten die Mozarts zu vielfältigen Besuchen, Konzerten, Knüpfen von Kontakten. Nach Briefberichten entstanden hier die Sinfonien KV 74 und KV 84 und viele weitere Kompositionen, die jedoch nicht immer zweifelsfrei zu identifizieren sind.



Sinfonie D-Dur KV 84 (1770)

Orchesterbesetzung: 2 Oboen – 2 Hörner – Streicher
Sätze: 1. Allegro, 2. Andante, 3. Allegro
Spieldauer: ca. 10 Min.

Von dieser Sinfonie gibt es nur drei Abschriften aus Wien, Prag und Berlin, die sie jeweils Wolfgang Amadeus Mozart, Leopold Mozart und Carl Ditters von Dittersdorf zuschreiben. Die Autorschaft ist also fraglich.
 Der erste Satz eröffnet als Fanfare mit stufenweise aufsteigendem D-Dur-Akkord, gefolgt von einer piano-Antwort der Violinen. Diese symmetrische Struktur wird wiederholt. Zwei floskelhafte Motive der Violinen über einer repetierenden Bassbegleitung setzen das erste Thema fort, das in der Dominante endet. Nach einer Generalpause folgt das zweite Thema mit einer charakteristischen Vorschlagsfigur über einer pizzicato-Begleitung der übrigen Streicher. Bei der Wiederholung treten die Bläser nacheinander mit ausgehaltenen Akkorden begleitend hinzu. Eine melancholische Melodie der ersten Violine über einer absteigenden Basslinie wird tiefer und variiert von zweiter Violine und Viola gespielt. Eine kurze pizzicato-Schlussgruppe und Überleitung, von erster Violine und Viola über einem Orgelpunkt gespielt, führt in die Reprise, die die Exposition fast wörtlich wiederholt.
 Das Andante bringt ein wiegendes, symmetrisch aufgebautes Thema in den Violinen, das in der Wiederholung von den Bläsern verstärkt wird. In einem zweiten Thema treten die Bläser und Streicher in einen kurzen Dialog. Eine pizzicato-Passage führt in eine Schlussgruppe, die nur von den Streichern gespielt wird. Die unisono-Überleitung führt in die Reprise, die den ersten Teil fast wörtlich wiederholt.
 Der Beginn des dritten Satzes ähnelt strukturell dem Eingangs-Allegro: Ein signalartig gebrochener D-Dur-Akkord als Vordersatz, nun aber im forte-unisono, und ein Nachsatz der beiden Violinen im piano. Dieser enthält bereits die im weiteren Satzverlauf dominierenden Triolen, die dem Allegro einen rasch dahinfließenden Charakter geben. Das zweite Thema in der Dominanttonart A-Dur wird nur von den Violinen und der begleitenden Viola im piano vorgetragen. Es ist ebenfalls von Triolen durchsetzt und wird wiederholt. Die Exposition wird mit Akkordschlägen beendet. Es folgt eine Wiederholung dieser Exposition in veränderter Reihenfolge. Ganz am Schluss tritt nochmals der signalartige gebrochene Dreiklang vom ersten Thema auf.


Fabio Biondi

Leitung: Fabio Biondi

Er wurde 1961 in Palermo geboren und ist Geiger und Dirigent. 1990 gründete Biondi das Ensemble Europa Galante. Damit spezialisierte er sich auf die leichte italienische Unterhaltungsmusik des 18. Jahrhunderts. Von 2005 bis 2016 war Biondi künstlerischer Leiter für Barockmusik beim Stavanger Symphony Orchester. Er dirigierte das Orchestre Philharmonique de France, das Chicago Symphony Orchestra, das Mozarteumorchester Salzburg, das Mahler Chamber Orchestra, das Zürcher Kammerorchester und andere mehr. Von 2015 bis 2018 war er musikalischer Leiter am Palau de les Arts Reina Sofía in Valencia. Das vorliegende Programm hat er – zum Teil verändert durch ähnliche Werke – seit etwa 20 Jahren an vielen Orten und mit anderen Orchestern wiederholt.