Einführung zum Video-Livestream des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 11. März 2022


Ottorino Respighi: Pini di Roma

Ottorino Respighi
Ottorino Respighi (* 1879 in Bologna; † 1936 in Rom)

In dem musikalischen Elternhaus erhielt der Achtjährige ersten Violinunterricht, den Anfang des Klavierspiels erlernte er bei seinem Vater. 1891 bis 1899 studierte er Violine und Viola am Konservatorium Bologna. Von 1896 an trieb er Kompositionsstudien bei Luigi Torchi, die er bis ca. 1903 fortsetzte. In einem Prüfungskonzert des Konservatoriums machte er mit seinen Variazioni sinfoniche (1900) erstmals als Komponist auf sich aufmerksam. Er war am Bologneser Teatro comunale als Geiger und mehrfach an der Kaiserlichen Oper St. Petersburg als Bratschist engagiert. Dort lernte er auch Nikolaj Rimskij-Korsakov kennen, der ihn in Instrumentation unterwies.
 Respighi beschäftigte sich intensiv mit der altitalienischen Instrumentalmusik des 16. bis 18. Jahrhunderts, transkribierte u.a. Claudio Monteverdis Lamento d’Arianna. Gleichzeitig komponierte er mehrere Opern, die in Bologna aufgeführt wurden. 1911 wurde er Nachfolger seines Lehrers Luigi Torchi als Kompositionsprofessor am Bologneser Konservatorium. 1913 wurde er auf den Lehrstuhl am Liceo musicale Santa Cecilia in Rom berufen, dessen Direktor er 1924 wurde.
 1919 heiratete Respighi die Komponistin und Sängerin Elsa Olivieri Sangiacomo, die bereits seit vielen Jahren seine Schülerin am römischen Konservatorium gewesen war.
 Stilistisch speisen sich die Kompositionen Respighis aus zwei verschiedenen Quellen: Die russische und deutsche Spätromantik schlug sich in einem farbenreichen, virtuosen Orchesterstil nieder. Dagegen standen die Bearbeitungen, Transkriptionen und Neukompositionen des „stile antico“ der italienischen Renaissance und des Barock. Das Studium der Gregorianik führte zu einer weiteren Gruppe von Werken, mit der er sich noch mehr von der chromatisierenden Harmonik der Spätromantik entfernte. Hauptvertreter der romantisch-impressionistischen Periode sind die symphonischen Dichtungen Fontane di Roma, Pini di Roma und Feste di Roma (1928), die zusammen die Römische Trilogie bilden.



Pini di Roma (1916)

Orchesterbesetzung: 3 Flöten (eine auch Piccolo), 3 Oboen (eine auch Englischhorn), 3 Klarinetten (eine auch Bassklarinette), 3 Fagotte (eines auch Kontrafagott) – 4 Hörner, 3 Trompeten (eine auch außerhalb der Bühne), 4 Flügelhörner, 3 Posaunen, 2 Euphonien, Tuba – Pauken, 5 Schlagzeuger, Harfe, Celesta, Orgel, Klavier – Streicher – Nachtigallengesang vom Tonband
Sätze: 1. I pini di Villa Borghese (Die Pinien der Villa Borghese) – Allegretto vivace / Più vivo / Vivace
2. Pini presso una catacomba (Pinien bei einer Katakombe) – Lento / Più mosso / Ancora più mosso / Poco meno / Più lento
3. I pini del Gianicolo (Die Pinien auf dem Giancolo) – Lento
4. I pini della Via Appia (Die Pinien der Via Appia) – Tempo di Marcia
Spieldauer: ca. 23 ½ Min.
Uraufführung: 14. Dezember 1924, Teatro Augusteo Rom, Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Bernardino Molinari – Ltg.

Das Programm Respighis:
 „Die Pinien der Villa Borghese. Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die Kinder. Sie tanzen Ringelreih’n, führen Militärmärsche und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen Geschrei wie Schwalben am Abend; dann laufen sie davon. Unvermutet wechselt die Szene ...“
 „Pinien bei einer Katakombe. Im Schatten der Pinien rings um den Eingang einer Katakombe, aus deren Tiefe ein wehümütiger Gesang zu uns dringt. Er erhebt sich zu feierlicher Hymne und verklingt dann wieder.“
 „Die Pinien auf dem Giancolo. Ein Zittern geht durch die Luft: in klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Janiculums. In den Zweigen singt eine Nachtigall.“
Hier verlangt Respighi eine Originalaufnahme einer Nachütigall von der Schallplatte „Il canto dell’usignolo“.
 „Die Pinien der Via Appia. Morgennebel über der Via Appia: Einsame Pinien stehen Wacht in der tragischen Landüschaft der römischen Campagna. Undeutlich, aber immer wieder, glaubt man den Rhythmus zahlloser Schritte zu hören. Der Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder aufleben: Unter dem Geschmetter der Buccinen naht ein Konsul mit seinem Heer, um im Glanze der neuen Sonne zur Via Sacra und zum Triumph auf’s Kapitol zu ziehen.“



Juraj Valčuha

Leitung: Juraj Valčuha

Der slowakische Dirigent wurde 1976 in Bratislava geboren. Er studierte Komposition und Dirigieren am Konservatorium Bratislava, Dirigieren bei Ilya Musin in Sankt Petersburg und bei Janos Fürst am Conservatoire de Paris. Von 2003 bis 2005 war er Assistenzdirigent beim Orchestre national de Montpellier und an der Opéra national de Montpellier. 2005 bis 2016 dirigierte er das Nationale Symphonieorchesters der RAI, zunächst als Gastdirigent, ab 2009 als Chefdirigent. 2016 wurde er Musikdirektor des Teatro di San Carlo. Mehrfach dirigierte er als Gast das Konzerthausorchesters Berlin und das Houston Symphony Orchestra und viele weitere Orchester. 2018 wurde er mit dem Premio Abbiati ausgezeichnet. Ab der Saison 2022-23 wird er Musikdirektor des Houston Symphony Orchestra.
Valčuha hat seinen Wohnsitz in Frankreich.