Einführung zum Livestream-Konzert des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 10. Juni 2021


Angelo Maria Scaccia: Konzert für Violine Es-Dur


Angelo Maria Scaccia (* 1690 in Mailand, † 1761 in Mailand)

Angelo Maria Scaccia wurde als Sohn des Geigers Carlo Federico Scaccia geboren. Er erhielt seine erste musikalische Ausbildung von seinem Vater. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde er anfangs als Scaccino bezeichnet. Erstmals schriftlich erwähnt wurde er 1711, als Mitglied eines größeren, aus 60 Mailänder Musikern zusammengesetzten Orchesters, das während der Feier der Überführung einer Reliquie unter der Leitung von Giuseppe Sammartini spielte. 1720 wurde Scaccia als Geiger am Teatro Regio Ducale in einer Liste von 30 virtuosi instrumentali erwähnt, um erst 1748 wieder als Stimmführer der zweiten Geigen genannt zu werden. 1751 trat er die Nachfolge seines Vaters als herzoglicher Geiger an und erhielt vom Herzog das patente di violinista. Er blieb bis zu seinem Tod 1761 in diesem Amt.
 Scaccia hinterließ insgesamt vierzehn Violinkonzerte. Diese Konzerte folgen dem Vorbild Antonio Vivaldis, zeigen aber häufigere Wechsel von Soli und Tutti und sind alle in Dur-Tonarten gehalten. Sein Opus 1 mit sechs Konzerten wurde um 1730 bei Michel-Charles Le Cène in Amsterdam verlegt, sie gelten als die ersten Violinkonzerte von einem Mailänder Komponisten. 1736 erschienen ebenfalls in Amsterdam sechs weitere Werke, die Concerto a cinque stromenti con a violino principale Op. 2. Weitere Werke sind 6 Concerti a quattro (1730). Die meisten anderen erhaltenen Werke sind auf verschiedene Manuskriptsammlungen verteilt, einschließlich der im Fonds Blancheton enthaltenen Konzerte des Sammlers und Mäzens Pierre Philibert de Blancheton in der Bibliothek des Pariser Konservatoriums.



Konzert für Violine Es-Dur

Orchesterbesetzung: Solo-Violine – Continuo (mit Cembalo) - Streicher

Stilistisch lassen sich neben dem Einfluss von Vivaldi auch Ähnlichkeiten mit Giovannis Battista Sammartinis Schreibweise finden. Das Konzert folgt einem galanten, gefälligen Stil, ohne besondere Virtuosität zu verlangen.


Fabio Biondi

Leitung: Fabio Biondi

wurde 1961 in Palermo geboren und ist Geiger und Dirigent. 1990 gründete Biondi das Ensemble Europa Galante. Damit spezialisierte er sich auf die leichte italienische Unterhaltungsmusik des 18. Jahrhunderts. Von 2005 bis 2016 war Biondi künstlerischer Leiter für Barockmusik beim Stavanger Symphony Orchester. Er dirigierte das Orchestre Philharmonique de France, das Chicago Symphony Orchestra, das Mozarteumorchester Salzburg, das Mahler Chamber Orchestra, das Zürcher Kammerorchester und andere mehr. Von 2015 bis 2018 war er musikalischer Leiter am Palau de les Arts Reina Sofía in Valencia. Das vorliegende Programm hat er – zum Teil verändert durch ähnliche Werke – seit etwa 20 Jahren an vielen Orten und mit anderen Orchestern wiederholt.
Biondi spielt eine Geige von 1686, die Andrea Guarneri zugeschrieben wird, sowie eine weitere von Gennaro Gagliano von 1766.