Einführung zu der Orchesterprobe des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters des Hessischen Rundfunks am 7. Februar 2023


George Walker: Icarus in Orbit

George Walker
George Walker (* 1922 in Washington D.C.; † 2018 in Montclair, New Jersey)

Walker begann mit fünf Jahren Klavier zu spielen. Mit 14 Jahren wurde er am Oberlin Conservatory und später am Curtis Institute of Music aufgenommen, er studierte Klavier bei Rudolf Serkin, Kammermusik bei William Primrose und Gregor Piatigorsky sowie Komposition bei Rosario Scalero. Er promovierte an der Eastman School of Music an der Universität von Rochester. Danach ging er nach Frankreich, wo er bei Robert Casadesus studierte und privaten Unterricht bei Nadia Boulanger an der American Academy in Fontainebleau nahm. Er unterrichtete an der Dillard University, der Dalcroze School of Music, der New School for Social Research, am Smith College, der University of Colorado und am Peabody Conservatory of Music der University of Delaware. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1992 unterrichtete er, ab 1976 als Distinguished Professor an der Rutgers University. 1996 erhielt er als erster Afroamerikaner einen Pulitzer-Preis für Musik für das Stück Lilacs für Stimme und Orchester (1995).
 In Walkers Musik finden sich Einflüsse aus der klassischen Musik, der Volks- und Kirchenmusik sowie Jazz und Popularmusik. Er selbst hat sich nie auf einen bestimmten Stil festlegen lassen und verschiedenste Werke komponiert. Es finden sich Techniken wie die Zwölftontechnik, Bitonalität, variable Rhythmen ebenso wie Spuren alter Spirituals.



Icarus in Orbit (2003)

Orchesterbesetzung: 3 Flöten (eine auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte – 3 Hörner, 3 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba – Pauken, 4 Schlagzeuge, Harfe, Celesta – Streicher
Spieldauer: ca. 3 1/2 Min.
Uraufführung: 2004 zum 25. Jubiläum des New Jersey Youth Orchestras

Icarus in Orbit ist ein kurzes und intensives Tongedicht über die mythologische Geschichte von Ikarus und seinem Vater Dädalus, die mit Flügeln aus Wachs aus Kreta fliehen. Trotz der Warnung des Vaters fliegt Ikarus zu hoch, die Sonne schmilzt das Wachs und er stürzt ab. Die Musik Walkers illustriert die bekannte Szene. Steht am Anfang der Wunsch-Impuls und die überlegende Betrachtung, markiert durch Tutti-Akkorde und Streicher-Impulse im Wechsel mit langsamen Holzbläser- und Hornpassagen, so hört man später die aufgeregten Streicher, das Hochgefühl des Fluges in den ansteigenden Bläserpartien und die abschließende Flötenkadenz für den tragischen Absturz.


Hugh Wolff

Leitung: Hugh Wolff

Der US-amerikanische Dirigent wurde 1953 in Paris geboren. Er studierte an der Harvard-Universität Komposition bei Georg Crumb und Leon Kirchner und Klavier bei Leon Fleisher und Leonard Shure, anschließend erhielt er ein Jahr „fellowship“ in Paris, wo er Dirigieren bei Charles Buck und Komposition bei Olivier Messiaen studierte. 1979 begann seine Dirigenten-Karriere mit einer Assistentenstelle bei Mstislav Rostropovič am National Symphony Orchestra in Washington. 1980 gab er sein Debüt an der Carnegie Hall. 1982-1985 leitete er das New Jersey Symphony Orchestra zunächst als „Associate Conductor“, ab 1985 als Chefdirigent. 1992 wurde er bis 2000 Musikdirektor des Saint Paul Chamber Orchestras, 1997 bis 2006 dirigierte er das hr-Sinfonieorchester. Ab 2008 hatte er die Stelle als „Stanford and Norma Jean Calderwood Director of Orchestras“ am renommierten New England Conservatory in Boston inne. 2017 wurde er Chefdirigent des Belgian National Orchestras in Brüssel.