Programmheft zu dem Konzert
„Frankfurter Komponisten gratulieren zum Siebzigsten“
am 27. Oktober 2025 in der Musikbibliothek, Frankfurt am Main




– Programm –

→ Friedemann Schmidt-Mechau:
   Sieben kleine Sätze für Geige, Cello und Klavier (2001)

→ Martin Schmalz:
   Geburtstags-Fanfare (2025 - UA)

→ Claus Kühnl:
   70 Sekunden für Friedemann Schmidt-Mechau (2025 – UA)

→ Moritz Eggert:
   Selbstgewählte Stücke (1983 - UA)

→ Diana Čemerytė:
   Für FriEDEmAnn (2025 - UA)

→ György Kurtág:
   Varga Bálint Ligaturája (2007)

***** Pause *****

→ Saskia Bladt:
   Ständchen (2025 - UA)

→ Peter Cahn:
   Trio in einem Satz (1981)

→ Christopher Brandt:
   Sonata 531 (2025 - UA)

→ Morton Feldman:
   Piano (Three Hands) (1957)

→ Friedemann Schmidt-Mechau:
   Sand (2025 - UA)

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→ Emily Yabe, Violine
→ Torsten Reitz, Klavier
→ Matthias Lorenz, Violoncello
→ frankfurter gesellschaft für neue musik

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Friedemann Schmidt-Mechau
wurde 1955 in Frankfurt am Main geboren. Er wuchs in einer musikinteressierten Pfarrerfamilie in Gambach/Oberhessen bis 1963, danach im niedersächsischen Oldenburg auf. Ab 1971 absolvierte er eine Ausbildung zum Tischler, legte 1982 die Meisterprüfung ab und arbeitete bis 1986 im Tischlerberuf.>br> Ab 1986 studierte er an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Musik (bei Gustavo Becerra-Schmidt und Gertrud Meyer-Denkmann) sowie Geschichte und Kunst, daneben Philosophie und Mathematik. Ab 1988 studierte er außerdem an der Hochschule für Künste Bremen Komposition bei Jens-Peter Ostendorf und Klavier.
1990 gründete er zusammen mit Eckart Beinke den Verein „oh ton – Förderung aktueller Musik in der Provinz e. V.“ und organisierte dort bis 1995 zahlreiche Konzerte mit neuer Musik im Bezirk Weser-Ems und war Mitbegründer und künstlerischer Leiter des oh ton Ensembles – Kammerorchester für neue Musik.
Seit 1992 arbeitet er als freischaffender Komponist, Pianist und Chorleiter. 1995 war er als Stipendiat des Auswärtigen Amtes Referent am Wiener Sommerseminar für Neue Musik, bei dem er Matthias Lorenz kennenlernte. Ab 1997 wirkte er als Assistent von Gertrud Meyer-Denkmann und unterstützte sie bei der Herausgabe mehrerer Buchveröffentlichungen.
Als Chorleiter leitete er seit 1986 verschiedene Chöre: Er war Gründer und Leiter des JazzDeChor Oldenburg und leitete in Folge den Chor Die Liederlichen, den Justizchor Oldenburg und den Chor Die TonCoolen. Nach seiner Übersiedelung nach Frankfurt am Main im Jahr 2014 leitet er dort seit 2015 den Jazzchor Frankfurt-West. Im Zuge der Chorleitertätigkeit verfasste Schmidt-Mechau eine große Anzahl von Chor-Bearbeitungen (ca. 160 Arrangements vor allem von Jazz-, Beat-, Rock-, Pop- Titeln, Chansons und Schlagern). Zudem legte er eine Sammlung von Liedern der Anti-Atomkraft-Bewegung an.
Von 2008 bis 2013 veranstaltete er in Oldenburg die Konzertreihe „Bach.heute“ sowie von 2014 bis 2019 die Konzertreihe „Alte Meister“ des Cellisten Matthias Lorenz. Von 2018 bis 2023 verfasste er für die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters“ die Konzerteinführungen zu den hr-Sinfoniekonzerten.

Sieben kleine Sätze
für Geige, Cello und Klavier (2001)
Die Komposition entstand auf Anregung von Matthias Lorenz, der im Jahr 2001 ein Klaviertrio-Konzert plante. Dass dieses Konzert zum Gründungskonzert des elole-Klaviertrios wurde, war zunächst nicht abzusehen.
Außer den Sieben kleinen Sätzen standen noch Werke von Bernd-Alois Zimmermann, Michael Maierhof und Ulrich Küchl auf dem Programm.
In dem Stück versuche ich, die Frage nach den Formen des menschlichen Zusammenseins musikalisch zu beantworten. Jeder der sieben Sätze verwendet eine andere Form des Zusammen-Musizierens. Da spielen die drei Instrumente gleichzeitig in verschiedenen Tempi, ohne sich zu koordinieren; es gibt ein abwechselndes Spiel jeweils im eigenen Tempo aber mit Koordinierung von Anschlüssen; auch das traditionell koordinierte Spiel mit einem gemeinsamen Tempo kommt vor; ich verwende gemurmelte Sprache in verschiedenen Tempi, zu der sich ablösend und überlappend gespielt wird; im letzten Satz wird die Dreisamkeit des Trios gesprengt. Jeder Satz verwendet eine ganz eigene Klang- und Rhythmuswelt.
Dazwischen stehen kleine szenische Situationen, die auf je unterschiedliche Weise die Idee eines (Aus)-Tauschs verfolgen.
Der im 5. Satz gemurmelte Text entstammt einem Essay von Massimo Cacciari: Chronos apokalypseos – Zeit der Apokalypse. Er lautet:

„Aber – wird nicht genau dies unsere Chiffre sein: die Apokalypse des Vergänglichen wieder in einer Sprache, einem Wort zu versuchen, das nicht jenes lebende ist, das nicht jenes prophetische sein kann? Als ob sich das Ich, das sich im Werk zeigt, durch geheime Machenschaften seiner Sprache, dank Erinnerungen, die noch erblühen müssen, tatsächlich ins Wir verklären, verwandeln könnte? Als ob dieses Ich, aufgrund seiner gegenwärtigen Einsamkeit, den Blitz, der das Aber bindet, zu dem wir fähig sind, dem Wir verspräche, zu dem wir noch nicht fähig sind? Wird es nicht genau dies sein, was wir müssen: das Aber nachhallen lassen, als ob das Wir nicht ‚niemals mehr‛, aber ‚noch nicht‛ wäre?“

(Hervorhebungen von Cacciari)
(Massimo Cacciari: Zeit ohne Kronos. Klagenfurt 1986)

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Martin Schmalz
(* 1975) erhielt seine musikalische Ausbildung zum Komponisten und Pianisten an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt zunächst als Jungstudent, dann in der Soloklasse von Prof. Irina Lein-Edelstein (Klavier) und bei Prof. Gerhard Müller-Hornbach (Komposition). Internationale Meisterkurse unter anderem bei Lazar Berman und Anatol Ugorski sowie die Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik rundeten seine Studien ab. Martin Schmalz‛ kompositorisches Schaffen umfasst Kammermusik, Lieder, Klaviermusik, Ensemblewerke, Orchester- und Chorwerke und Kompositionen für solistische Instrumente. Auf unterschiedlichste Weise realisiert der Komponist in all seinen Werken sein Ideal einer „menschlichen Kunst“ sowie die bruchlose Verbindung von Tradition und Moderne. „Als Komponist treibt mich die Suche nach einer genuin modernen Tonsprache, die dennoch einen intensiven Bezug zur europäischen Tradition bewahrt. Jenseits dieser eher musikhistorischen Überlegungen möchte ich jedoch eine ‚menschliche‛ Musik schaffen, die sich mit dem Wesen und Leben des Menschen auseinandersetzt.“ Zahlreiche Aufführungen unter anderem beim Off-Programm der Donaueschinger Musiktage, im Deutschlandradio Kultur und beim Festival „Reflection“ Nizhniy Novgorod in Russland dokumentieren seine künstlerische Arbeit. Martin Schmalz wirkte darüber hinaus als Composer in Residence beim Projekt „Freispiel“ der Jungen Deutschen Philharmonie und war Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes. Martin Schmalz ist als Dozent für Korrepetition und Partiturspiel an der HfMDK Frankfurt fest angestellt und nahm dort auch über viele Jahre hinweg Lehraufträge für Vom-Blatt-Spiel und Angewandtes Klavierspiel wahr.

Geburtstags-Fanfare (2025 - UA)
Meine heitere, beschwingte Komposition Geburtstags-Fanfare verarbeitet drei bekannte und populäre Geburtstagslieder. Durch Neuorganisation der Tonhöhen und diverse rhythmische Additions-, Subtraktions- und Augmentationstechniken werden die Lieder so weit verfremdet, dass sie nicht mehr spontan erkennbar sind, der originale Charakter aber noch durchscheint. Der erste Abschnitt Geburtstags-Fanfare eröffnet das kurze, kompakte Werk mit energischen, schwungvollen Akkorden und Doppelgriffen. Das darauffolgende „Quodlibet“ schichtet die drei besagten Lieder in fröhlicher, ja fast übermütiger Manier übereinander. Ab der Mitte des Stückes läuft die Musik im Krebsgang zurück bis an den ersten Anfang der Geburtstags-Fanfare. Die Titel der verarbeiteten Geburtstagslieder werden hier nicht verraten, vielleicht erkennen Sie sie ja?

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Claus Kühnl
(* 1957 Arnstein/Unterfranken) wirkte von 1981 bis 2023 in Frankfurt am Main als Kompositionslehrer an Dr. Hoch‛s Konservatorium, von 2001 bis 2025 ebenfalls an der hiesigen Musikhochschule.
Seine Werke umfassen alle Gattungen der Musik und wurden auf internationalen Festivals wie „Romaeuropa“ (Rom), „Melos - Ethos“ (Bratislava), „Extasis“ (Genf), „Cantiere Internazionale D‛Arte Montepulciano“ (2016 und 2020) und dem IX. FIV (Internationales Cellofestival) in León, Mexiko (2025) aufgeführt. Bei den Frankfurt Festen wurde 1991 „Musiktheater in drei Teilen“ uraufgeführt: „La petite Mort. Eine Phantasmagorie“ (Textcollage, 1988/89) sowie produziert beim hr: „Duplum. Musik des Lichtes und der Finsternis für Ensemble“ (1989) und „Lausche den Winden“ für Klarinette, Posaune, Cello und Klavier (1996). Mehrfach wurde Claus Kühnl ausgezeichnet, u.a. mit dem ersten Preis beim Concorso Internazionale di Composizione Musicale (seconda edizione 2010) der Stadt Reggio Calabria (Italien). Die Mehrzahl seiner Werke wurde bei Rundfunkanstalten in Deutschland eingespielt oder liegt in verschiedenen CD-Einspielungen vor (WERGO, Bayer-Records, Thorofon u.a.).
Claus Kühnl war Mitgründer des Mutare-Ensemble Frankfurt. Aus seiner Kompositionsklasse am Dr. Hoch‛s Konservatorium sind u.a. hervorgegangen: Moritz Eggert, Bernhard König, Frank Gerhardt, Robin Hoffmann und zuletzt Marlene Jacobs und Marisa Algari.

70 Sekunden für Friedemann Schmidt-Mechau
für Violine, Cello und Klavier (2025 - UA)
Menschen sind keine Maschinen und sollen auch nie maschinenähnlich werden, wenn‛s nach mir ginge. Die maschinelle Stoppzeit meiner dreistimmigen Fughette zu Friedemanns Geburtstag ergibt die Zahl seiner heute zu feiernden Lebensjahre. Es wird sich zeigen, ob und ggf. wieviel die Interpretation des Trios davon abweicht.

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Moritz Eggert
(* 1965 in Heidelberg) begann 1975 seine Ausbildung an Dr. Hoch‛s Konservatorium in Frankfurt am Main, zuerst in den Fächern Theorie und Klavier bei Wolfgang Wagenhäuser, dann im Fach Komposition bei Claus Kühnl. Nach dem Abitur studierte er Klavier an der Frankfurter Musikhochschule bei Leonard Hokanson. 1986 zog er nach München, um Komposition bei Wilhelm Killmayer an der Münchener Musikhochschule zu studieren. Später erfolgten weitere Studien mit Raymund Havenith (Klavier). 1992 verbrachte er ein Jahr als Postgraduiertenstudent an der Guildhall School of Music and Drama in London (Komposition bei Robert Saxton).
Zusammen mit Sandeep Bhagwati gründete er 1991 das A•DEvantgarde-Festival für neue Musik junger Komponisten, das seitdem jährlich stattfindet.
Eggert war drei Jahre lang Mitglied im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes und ist seit 2010 Professor für Komposition an der Münchener Hochschule für Musik und Theater. Ebenfalls seit 2010 ist Moritz Eggert ordentliches Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Im Oktober 2020 wurde Moritz Eggert zum Präsidenten des Deutschen Komponistenverbandes gewählt.

Selbstgewählte Stücke (1983 - UA)
Dieses Werk von 1983 stammt noch aus meiner Schulzeit und wurde bisher noch nicht aufgeführt. Da es - so weit ich sehen konnte - vollständig in Handschrift vorlag, habe ich es als „Opus 2“ in mein Werkverzeichnis aufgenommen. Vor einigen Monaten fragte mich Friedemann Schmidt-Mechau nach den Noten, was ich als Anlass nahm, die Handschrift sauber zu kopieren und meine damaligen Absichten in der Komposition zu finalisieren. Ich freue mich sehr darüber, dass nun 42 Jahre später endlich die Uraufführung dieses Werkes anlässlich seines Geburtstages stattfindet.
In der Komposition wählen die Musikerinnen und Musiker individuell die Reihenfolge von zwanzig 4-taktigen Fragmenten aus, die sie auf vier Sätze verteilen können, je fünf Fragmente bilden einen Satz.
In der Kombination ergeben sich daher „selbstgewählte“ Stücke in der Anzahl von 20! x 20! x 20! = (20!)³. Das sind 14,4 Nonillionen Kombinationen (ausgeschrieben: 14.400.376.622.525.549.608.547.603. 031.202.889.616.850.944.000.000.000.000 Möglichkeiten). Es bräuchte mindestens 4,5 x 1027 Aufführungen, bis eine Chance größer als 50% besteht, dass sich eine Aufführung exakt wiederholt.
Eine Aufführung des gesamten Werkes (alle 4 Sätze) dauert ca. 3 ½ Minuten. Würde man alle möglichen Versionen des Stückes hintereinander aufzuführen, bräuchte es 9,6 x 1049 Jahre. Das heutige Alter des Universums ist ca. 1,38 x 1010 Jahre.
Eine Gesamtaufführung aller möglichen Versionen würde also nicht nur das bisherige Alter des Universums an Jahren deutlich übertreffen, es würde vielleicht auch länger dauern, als das Universum überhaupt existieren wird (wobei man hierüber verständlicherweise keine gesicherten Aussagen machen kann).

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Diana Čemerytė
(1974 in Panevėžys, Litauen) absolvierte zunächst ein Studium der Komposition und Musiktheorie am Konservatorium in Vilnius (1990–1994) bei Teisutis MakaČinas und Rytis Mažulis, und Komposition an der Litauischen Musikakademie bei Prof. Osvaldas Balakauskas, an der Goethe-Universität Frankfurt am Main studierte sie Musikwissenschaft. Ihre künstlerische Ausbildung vertiefte sie in internationalen Meisterkursen für Komposition und Gregorianik – unter anderem bei Toshio Hosokawa, Helmut Lachenmann, Beat Furrer und Godehard Joppich.
Von 1998 bis 2001 war sie als Redakteurin und Moderatorin beim Klassischen Rundfunk Litauen tätig. Seit 2001 arbeitet sie freiberuflich in Deutschland und erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge, unter anderem vom Buckower Kunst- und Kulturförderverein, den Kasseler Musiktagen, der Lugano Percussion Group und dem Sächsischen Musikbund e.V. sowie dem Dresdner Kreuzchor – zuletzt für die Vertonung von fünf Perikopen als Introiten.
Čemerytės Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Komponistin zählt zu den prägnanten Stimmen der litauischen Gegenwartsmusik. Mit Studien in Vilnius und Frankfurt verbindet sie osteuropäische musikalische Prägung mit westeuropäischer Diskurskultur. Ihre Musik spiegelt einen tiefen Dialog zwischen historischer Klangtradition und zeitgenössischer Ausdruckskraft wider. Die jüngste Portrait-CD „MEINE SEELE WARTET – Metamorphosen“ dokumentiert eindrucksvoll ihre kompositorische Vielschichtigkeit.

Für FriEDEmAnn für Violine, Cello und Klavier (2025 - UA)
Wenn man einem Komponisten zum 70. Geburtstag gratuliert, dessen Vorname Friedemann lautet, hört man unweigerlich, wie musikalisch dieser Name klingt. In ihm verbirgt sich eine wunderschöne, friedvolle Harmonie aus den Tönen F–E–D–E–A. Diese musikalische Botschaft musste ich unbedingt ausnutzen – und das gleich dreimal! Dreimal Hoch auf den Jubilar!

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György Kurtág
wurde 1926 in einer ungarischsprachigen, assimilierten jüdischen Familie im Banat in Rumänien geboren. Mit fünf Jahren erhielt er von seiner Mutter seinen ersten Klavierunterricht. Ab 1940 erhielt er Klavierunterricht bei Magda Kardos und Theorie- und Kompositionsunterricht bei Max Eisikovits in Timişoara, wo er das Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur überquerte er 1945 illegal die Grenze zwischen Rumänien und Ungarn und zog nach Budapest. Zwei Jahre später wurde er ungarischer Staatsbürger. Er studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie Komposition bei Sándor Veress, danach bei Pál Járdányi und Ferenc Farkas, Klavier bei Pál Kadosa sowie Kammermusik bei Leó Weiner. Als Student stand er der kommunistischen Partei nahe.
Im Zuge des Ungarischen Volksaufstandes 1956 ging er nach Paris, wo er Kurse bei Max Deutsch, Darius Milhaud (Komposition) und Olivier Messiaen (Analyse) besuchte. Für seine kompositorische Entwicklung wurde während dieses Studienjahres die Begegnung mit der ungarischen Kunstpsychologin Marianne Stein von entscheidender Bedeutung. Er befasste sich mit der Musik von Pierre Boulez, Arnold Schönberg und Anton Webern. Außerdem kam er mit Stücken Samuel Becketts in Berührung. Von 1958 bis 1963 war er Klavierbegleiter an der Béla-Bartók-Mittelschule für Musik in Budapest. Außerdem wirkte er von 1960 bis 1968 als Korrepetitor an der Ungarischen Staatsphilharmonie. Ab 1967 war er Professor für Klavier, von 1969 bis 1986 für Kammermusik an der Musikakademie. Bis 1993 gab er einzelnen Schülern weiterhin Unterricht. Mit einem Künstlerstipendium des DAAD lebte er 1971 in West-Berlin.
György Kurtág gilt heute neben György Ligeti und Péter Eötvös als der bedeutendste ungarische Komponist nach 1945. Während Ligeti aber Ungarn 1956 verließ und in Westeuropa schnell zu einem gefeierten Komponisten wurde, blieb Kurtág zunächst in Budapest musikpädagogisch tätig. Er blieb als einziger international wahrgenommener Komponist die gesamte kommunistische Ära in Ungarn. So blieb er lange nur ein „Geheimtipp“ unter Eingeweihten. Erst Ende der 1970er Jahre begann seine Musik in Deutschland bekannt zu werden; seinen internationalen Durchbruch erreichte er 1981 mit der Pariser Uraufführung von „Poslanija pokojnoj R.?V.?Trusovoj“ durch das Ensemble intercontemporain unter Sylvain Cambreling. Heute werden seine Werke weltweit bei Festivals u.a. aufgeführt und liegen in diversen CD-Aufnahmen vor. Seine Werke werden bei der Editio Musica Budapest und bei Universal Edition in Wien verlegt.
Mit der Pianistin Márta Kurtág, geb. Kinsker, war er seit 1947 bis zu ihrem Tod 2019 verheiratet; sie haben einen gemeinsamen Sohn, György Kurtág Jr.

Varga Bálint Ligaturája (2007)
Varga Bálint András war ein bedeutender ungarischer Musikjournalist und Radioreporter beim Budapester Musikverlag und später bei der österreichischen Universal Edition. Er wurde 2007 pensioniert. Anlässlich des Endes seiner aktiven Karriere gab das Wiener Klaviertrio (Wolfgang Redik, Violine, Matthias Gredler, Violoncello und Stefan Mendl, Klavier) ihm zu Ehren ein Konzert. Für dieses Konzert komponierte György Kurtág die Varga Bálint Ligaturája.
Unter einer Ligatur wird die Verbindung zweier Noten gleicher Tonhöhe zu einem Ton verstanden.

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Saskia Bladt
(* 1981 in Bensheim) beschäftigt sich intensiv mit einer in der Musikgeschichte und im Heute verankerten Musik. Ihr kompositorisches Schaffen ist von dialoghaften Prozessen mit verschiedenen KünstlerInnen und ForscherInnen geprägt. Hier beschäftigen sie interdisziplinäre und gesellschaftsrelevante Themen, wie Nachhaltigkeit in Bezug auf Mensch und Umwelt. Das menschliche Miteinander, die Begegnung auf Augenhöhe, sind die Basis Ihres Schaffens. Mit der Bildenden Künstlerin Sophie von Arnim erforscht sie die Frage der Materialbeschaffenheit in Bezug auf Klang und Optik durch das Erschaffen von Klangobjekten, die das Klingende, Haptische und Optische verbinden, das traditionelle Instrumentarium beeinflussen und mit ihm zu einer Einheit werden. Diese Arbeit findet ihre interaktive Fortführung in die Praxis mit den Künstlern von tō, einem interdisziplinären Ensemble, das in ko-kreativen Prozessen Klang, Raum und Bewegung erforscht. Durch den Prozess dieser Arbeit verlagert sich Ihr kompositorisches Verständnis in Richtung einer neuen Ästhetik, die Komponieren als einen Prozess zwischen den beteiligten Menschen, Akustik und Optik begreift.

Ständchen (2025 - UA)
Im neuen Gewand erklingt die Fünfundneunzig zum Siebzigsten.

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Peter Cahn
(1927-2016) war Musikpädagoge, Komponist und Musikwissenschaftler. Als Sohn eines jüdischen Vaters blieb ihm sowohl das Abitur am Lessing-Gymnasium als auch der Besuch des Hoch‛schen Konservatoriums verwehrt. Er studiert ab 1949 an der Frankfurter Musikhochschule Schulmusik und Komposition und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Klassische Philologie und Musikwissenschaft.
Als Musikwissenschaftler veröffentlichte er neben der Festschrift „Das Hoch‛sche Konservatorium in Frankfurt am Main 1878 bis 1978“ Arbeiten zur Formgestaltung im Werk Beethovens, zu Paul Hindemith und Hans Pfitzner sowie zahlreiche Aufsätze zur Frankfurter Musikgeschichte. Von 1986 bis 2006 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Musiktheorie. Neben seiner Beteiligung am Funkkolleg Musikgeschichte bleibt die Mitarbeit an der Gesamtausgabe der Werke Paul Hindemiths zu nennen. Peter Cahn gehörte seit 1992 der von ihm mitbegründeten Frankfurter Telemann-Gesellschaft an. Seit 2010 war Cahn Ehrensenator der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Er komponierte zwei- und vierhändige Klavierkompositionen, Kammermusik, Lieder, Kantaten, Bühnenmusiken und Orchesterwerke.

Trio in einem Satz (1981)
Für wen und zu welchem Anlass Peter Cahn dieses Trio 1981 komponierte, konnte nicht festgestellt werden. Uraufgeführt wurde es am 23. Oktober 2007 in einem Konzert zu Peter Cahns 80. Geburtstag im Clara Schumann Saal des Dr. Hoch‛s Konservatoriums. Die Ausführenden waren: Heidrun Eldinnouh, Violine, Maike Bittner-Kunstreich, Violoncello und Wolfgang Hess, Klavier.
Das Stück entwickelt aus einem fünftönigen Motiv einen ersten Themenabschnitt im Sostenuto-Tempo, dem ein zweiter Abschnitt im Allegro folgt. In der Verarbeitung dieser Themen werden immer wieder Streicher und Klavier entgegengesetzt und etwas später die Rollen vertauscht. Eine Reprise, die den Anfang wörtlich zitiert, führt in den ruhigen Schluss.

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Christopher Brandt
(* 1969) studierte Schulmusik, Gitarre, Komposition und Germanistik. Neben seiner solistischen und kammermusikalischen Konzerttätigkeit spielte er mit dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien, der Tokyo Sinfonietta, dem hr-Sinfonieorchester, dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Kölner Musikfabrik und den Wiener Philharmonikern. Aufführungen eigener Werke vom Solostück bis zum Musiktheater bei den Darmstädter Ferienkursen, im Wiener Konzerthaus, bei der Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik, bei den Trierer Antikefestspielen. Darüber hinaus ist er auch als E-Gitarrist und E-Bassist in Jazz, Pop und experimentellen Genres und regelmäßig als musikalischer Leiter und Komponist am Theater tätig, z.B. für das Hamburger Thalia-Theater, schauspiel-frankfurt, Staatstheater Kassel, Badisches Staatstheater Karlsruhe, Staatsschauspiel Dresden, Theater Münster und Schauspiel Köln. Er hat an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt Musiktheorie, Improvisation, Instrumentalpädagogik und Zeitgenössische Musik unterrichtet und ist dort seit 2014 Professor für Klassische Gitarre.

Sonata 531 (2025 - UA)
Als ich mich vor einigen Jahren einmal fragte, was Komponieren überhaupt sei, was das mit mir zu tun habe und ob ich dazu überhaupt in der Lage sei, entstand die Idee, diese Frage nicht durch kritische Reflexion oder Recherche zu ergründen, sondern pragmatisch und vorbehaltlos dem schöpferischen Prozess zu überlassen. Entstanden ist eine Art musikalisches Tagebuch-Projekt mit inzwischen fast 600 kurzen Kompositionen. Die Prädispositionen sind: jedes Stück ist ein Unikat, was die Besetzung angeht, komponiert wird unabhängig von Motivation, Inspiration und Stimmung, und die Wahl der kompositorischen Mittel und des Materials sind völlig frei. Im Laufe der Zeit haben sich einige Fragestellungen ergeben, die sich wie ein roter Faden durch das Arbeiten ziehen, und wenn schon kein Konzept, so doch inhaltliche Konstanten meines kleinen Projektes ergeben, beispielsweise das Verhältnis zwischen:
• Komponier- und komponierter Zeit
• Motivation und Disziplin
• Komplexität und Einfachheit
• Konzeption und Inspiration
• Ambition und Gelassenheit
Die Stücke sind in der Regel kurz (1-5 min), die Sonata 531 dauert ca. 3 Minuten. Da ich es mir in diesem Stück für Klaviertrio zur Aufgabe gemacht habe, sehr schnelle und sehr langsame Tempi in nahtlosen und zum Teil unmerklichen Übergängen zu organisieren, zeichnet sich das Stück durch viele Aggregatzustände in kurzer Zeit aus, und je nach Perspektive passiert zu viel oder fast nichts. Ein wenig wirkt es so, als wolle ich in dem Stück mehr erlebte Zeit unterbringen, als nach Sekunden eigentlich zur Verfügung steht.
Das Stück ist Friedemann Schmidt-Mechau zum 70. Geburtstag gewidmet.

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Morton Feldman
(1926 in New York City - 1987 in Buffalo) erhielt ersten Musikunterricht im Alter von zwölf Jahren durch seine Klavierlehrerin Madame Maurina-Press. 1941 begann er, Komposition zu studieren; 1944 wurde er Schüler von Stefan Wolpe. 1971–1972 lebte Feldman für ein Jahr als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin. 1973 erreichte ihn eine Anfrage der University of New York in Buffalo, die nach Edgard Varèse benannte Professur zu übernehmen. Bis dahin hatte er in der familieneigenen Schneiderei für Kinderbekleidung gearbeitet. Er unterrichtete und komponierte danach bis zu seinem Tod im Jahr 1987.
An die Stelle des Serialismus setzte Morton Feldman die Indetermination des kompositorischen Ablaufs und trug dadurch zur Entwicklung der Aleatorik bei. Viele seiner Werke zeichnen sich durch ausgedehnte Längen aus, graphische Notation verwendet er häufig und manchmal gibt er Tonhöhen nur als Register (hoch, mittel, tief) an oder er überlässt den Interpreten die Wahl der genauen Tondauern.

Piano (Three Hands) (1957)
Das Stück mit der Spielanweisung „Very slow, soft as possible, all beats almost equal“ trägt die Widmung „To Lulla“. Vermutlich ist damit die Schriftstellerin Lulla Rosenfeld, geb. Adler, die Enkelin des berühmten ukrainisch-amerikanischen Schauspielers Jacob P. Adler, gemeint, die von 1914 – 1999 lebte und vor allem für die Filmvorlage von „Paris Blues“ 1961 bekannt wurde. Welche Beziehung Morton Feldman zu ihr hatte, war nicht mehr herauszubekommen.
Piano (Three Hands) gehört zu einer Serie von Klavierstücken, die mit feststehenden Tonhöhen aber relativer Zeitgestalt arbeiten. Zu der Anweisung „alle Schläge möglichst gleich“ treten im Stück immer wieder Fermaten und Vorschläge auf, die die Gleichmäßigkeit der Anschläge unterbrechen. Es sind Ein-, Zwei-. Drei- und Vierklänge komponiert, Regelmäßigkeiten, Muster oder Wiederholungen sind nicht erkennbar.

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Friedemann Schmidt-Mechau: Sand (2025 - UA)
Zwei gegensätzliche Prinzipien hat die Ideologie des Bürgertums hervorgebracht. Das eine findet sich in der Maxime des Fortschritts, die alsbald mit dem Begriff des Wachstums verbunden und sich in der Folge auf die Steigerung des Reichtums von wenigen verengt hat. Da ist zum anderen die Idee der ewigen Wiederkehr, die aufkam „als die Bourgeoisie der bevorstehenden Entwicklung der von ihr ins Werk gesetzten Produktionsordnung nicht mehr ins Auge zu blicken wagte“ – so Walter Benjamin in seinem Passagenwerk [D 9,3]. Wenn diese beiden gegensätzlichen Denkansätze zusammenwirken, verewigen sie die verengte Vorstellung von Fortschritt und verhindern damit jede qualitative Veränderung. Das Ende der Welt wird – nach Fredric Jameson – eher vorstellbar als das Ende des Kapitalismus. Daraus resultiert das weit verbreitete Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit. Um der Resignation zu widerstehen, muss die Unvereinbarkeit dieser beiden Prinzipien sichtbar gemacht und ein darüber hinausgehendes Feld von Utopien und Denk-Möglichkeiten eröffnet werden.
In Sand stelle ich mir die Frage, wie diese beiden letzten Punkte musikalisch eingelöst werden können. Dazu gehört sowohl die Bewegung als auch das Stillstellen. Da wo eine von Spannungen gesättigte Situation stillgestellt wird, tritt die Dialektik zu Tage.
Für die Komponierarbeit bedeutet das, mit disparatem Material umzugehen und für jedes dieser Materialien eigene Musizierformen zu kreieren.
In drei Abschnitten spielen die Instrumente jeweils in eigenem Tempo ohne Koordination, in einem Abschnitt folgt das Instrumentalspiel dem Rhythmus eines gemeinsam deklamierten Textes. Andere Abschnitte mit gemeinsamem Tempo sind mit unvorhersehbar langen Pausen durchsetzt, einzelne bilden einen kontinuierlichen Ablauf. Einzig die „Schwellen“ verbinden die gegensätzlichen Teile. Das deklamierte Gedicht von Cyrus Atabay transformiert den Grundgedanken in eine poetische Ebene und schafft damit einen zusätzlichen Gegensatz in dem eher spröden Stück.

Cyrus Atabay: „Der geheimste Kristall I“

Die Unwiederholbarkeit der Zeit,
die sich in einem Satz konzentriert,
für den ein ganzes Leben erforderlich war,
um ihn zu sagen.
Du lässt den Sand der Sahara
aus deiner Hand niederrieseln,
du übersetzt die Zeit,
die dir bleibt,
in eine andere Sprache.

(Cyrus Atabay: Die Wege des Leichtsinns, Düsseldorf 1994)

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Emily Yabe
geboren in Tokio, absolvierte ihr Violinstudium an der Toho Gauken School of Music in Tokio, worauf ein Meisterklassenstudium an der Hochschule für Musik Dresden bei Prof. Ivan ženatý folgte, welches sie 2012 abschloss.
Während ihres Studiums in Tokio begann sie mit zeitgenössischen Künstler*innen zusammen zu arbeiten. 2002 erhielt sie den Stipendiumpreis bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt. 2008 erhielt sie den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes des 20. Jahrhunderts beim Internationalen „Königin Sophie Charlotte“-Wettbewerb und 2010 den DAAD-Preis. Zudem war sie Stipendiatin der Hellerauer Akademie für experimentelles Musiktheater 2010/11.
Meisterkurse absolvierte sie bei Vadim Gluzman, Ulf Hoelscher, Kevork Mardirossian, Miklós Perényi, Benjamin Schmid, Thomas Brandis, beim Ensemble Modern und ensemble recherche.
Emily Yabe arbeitete mit zahlreichen zeitgenössischen Künstler*innen und Komponist*innen zusammen und gestaltete Uraufführungen in Europa, USA und Asien. Als Solistin trat sie bei der Münchener Biennale, ECLAT-Festival, Tonlagen- Hellerau, SPOR-Festival in Aarhus, rainy days-Festival de musiques nouvelles in Luxembourg, an der Staatsoper Berlin in „Abstract Pieces“ von Manos Tsangaris, an der Deutschen Oper in „Underline“ von Hugo Morales Murguia und an der Bayerischen Staatsoper in „Tonguecat“ von Saskia Bladt und Torsten Hermann bei der Münchener Opernfestspiele.
Sie ist Mitglied der Ensembles El Perro Andaluz, Ensemble tō und Collective Lovemusic.

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Torsten Reitz
wurde 1985 in Karl-Marx-Stadt geboren und wuchs im Erzgebirge auf. Er studierte Musik in Dresden und Berlin, heute lebt und arbeitet er in Dresden.
Unterstützung auf dem Weg zum Musiker erhielt er vor allem von Snejana Ivanova und Gunnar Nauck (Klavier), Hans Stasew, Michael Flade und Yoav Pasovsky (Musiktheorie) sowie Jörg Herchet und Walter Zimmermann (Komposition). Er ist Gründungsmitglied und Pianist des Ensembles El Perro Andaluz.

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Matthias Lorenz
wurde 1964 in Bensheim/Bergstraße geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Nach dem Abitur und dem Zivildienst in der Nähe von Gießen studierte er von 1986 bis 1991 an der Musikhochschule Frankfurt/Main bei Gerhard Mantel. Bereits zu Studienbeginn hatte er sich entschieden, seinen Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik zu legen. Kurse bei Siegfried Palm, Wolfgang Boettcher und Werner Taube ergänzten seine cellistische Ausbildung. Ferner beschäftigte er sich mit Musikwissenschaft. Im Jahr 1990 erhielt er den Förderpreis in Baden-Baden und war 1992/93 Stipendiat der Villa Musica Mainz.
Seit 1991 ist Lorenz als freischaffender Cellist tätig, zunächst weiter in Frankfurt am Main und seit 1999 in Dresden. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt auf zeitgenössischer Solomusik. Kontinuierlich spielt er Solokonzerte für Violoncello in Deutschland und Europa und tritt an internationalen Festivals auf. Darüber hinaus setzt sich Lorenz für die Entstehung neuer Werke für Violoncello solo bzw. mit Beteiligung des Violoncellos ein und erteilt auch regelmäßig Kompositionsaufträge. Dies führte zu zahlreichen Uraufführungen von Solo- und Kammermusikwerken sowie zu Kontakten und zur musikalischen Zusammenarbeit mit namhaften Komponisten. Weiter engagiert sich Lorenz für die Vermittlung von Neuer Musik im Rahmen von Einzelveranstaltungen an Schulen, Hochschulen und beim Schleswig-Holstein-Festival. In diesem Zusammenhang entstanden unter anderem die musikpädagogischen Projekte „RESPONSE – Neue Musik in der Schule“ in Frankfurt sowie „Musik erfinden in der Schule“ in Dresden mit jeweils halbjährlicher Arbeit mit Klassen, die anhand von Vorgaben eigene Stücke komponieren und aufführen.
Matthias Lorenz‛ Wirken im Bereich zeitgenössischer Musik lässt sich in die drei Bereiche Solo – Klaviertrio – Ensemble gliedern. Typisch für ihn sind dabei Konzerte, bei denen er die Zusammenstellung der Programme sowie die einzelnen Stücke kommentiert und diese im Anschluss an die jeweilige Aufführung mit dem Publikum diskutiert. Internationale Gastspielreisen führten Lorenz unter anderem bereits nach Paris, Genua, Barcelona, Madrid, Prag, Budapest, Odessa und Zürich.

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frankfurter gesellschaft für neue musik e.V.
Seit ihrer Gründung im September 2003 setzt sich die fgnm dafür ein, die kreativen Kräfte im Bereich der Neuen Musik auf regionaler Ebene zu sammeln und zu bündeln. Mit ihren Aktivitäten spricht die fgnm Komponisten, Interpreten, Musikwissenschaftler, Journalisten, Künstlerkollektive, Vereine ebenso an wie Institutionen, die sich um Produktion, Aufführung und Erörterung innovativer zeitgenössischer Musik bemühen. Darüber hinaus wendet sie sich insbesondere an Musikinteressierte, die musikalische Herausforderungen jenseits der gängigen Konzertprogramme suchen.
Vorrangige Aufgabe der fgnm ist die Förderung Neuer Musik im weitesten Sinne; sie versteht sich als ein Forum, das für Präsentationen und Diskussionen unterschiedlicher ästhetischer Ansätze zur Verfügung steht. Die eigene programmatische Offenheit ist dafür eine Voraussetzung.
Die fgnm bemüht sich darüber hinaus um die Vermittlung unterschiedlicher Erscheinungsformen des zeitgenössischen Musiklebens – vor allem in der Frankfurter Region. Diese Zielsetzungen wurden bisher vornehmlich im Rahmen von Konzerten und Gesprächsreihen realisiert.
Die Konzertreihe frequenzen stellte in den Jahren 2004-2008 in 51 Konzerten Künstler und Künstlerinnen aus der Region Frankfurt mit zeitgenössischen Kompositionen, Improvisationen, Elektronischer Musik und audiovisuellen Projekten vor. Dieses singuläre Konzertprojekt fand weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes hinaus große Beachtung.
Die in den Jahren 2006-2008 durchgeführte Gesprächsreihe resonanzen setzte sich mit dem Begriff des „Experiments“ in Musik und (Klang-)Kunst im interdisziplinären Dialog auseinander.
2009 schloss sich mit MIND THE GAP! eine Reihe aus Konzerten und Dialogen an, die Medienkonstellationen zwischen zeitgenössischer Musik und Klangkunst zum Thema hatte.
Bei ihren Aktivitäten arbeitet die fgnm mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, nicht zuletzt um das Netzwerk der Neuen Musik auszubauen. Bisher gestaltete die fgnm Veranstaltungen zusammen mit dem „raum für kultur“ der Dresdner Bank, dem Institut für zeitgenössische Musik der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, dem HAUS AM DOM, dem Fachbereich Musiktherapie der Frankfurter Fachhochschule, dem Ensemble Modern und vielen anderen.
Die Arbeit der fgnm wurde unter anderem gefördert als „Konzert des Deutschen Musikrats“, vom Kulturamt der Stadt Frankfurt, von den Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt und der BHF-Bank-Stiftung.
Die fgnm ist Mitglied der bundesweit agierenden Gesellschaft für Neue Musik (GNM), wodurch eine Vernetzung auf nationaler Ebene sowie der Austausch mit anderen regionalen Untersektionen der GNM ermöglicht werden. Um den Austausch zwischen Institutionen der Neuen Musik zu fördern, veranstaltet die fgnm jährlich zusammen mit der GNM ein „Get Together“, das anlässlich der Frankfurter Musikmesse stattfindet.