→ Einführung | → Aufführungen | → Kritik Aposiopesis Musik für Violoncello ca. 7 Min. komponiert 1990 → Download pdf 376 kB → Video Live-Mitschnitt 2020 Frankfurt am Main, → Matthias Lorenz - Vc. Einführung
Aposiopesis bedeutet Verstummen, der Beginn des Schweigens. Als musikalisch-rhetorische Figur der Kompositionslehren des
17. und 18. Jahrhunderts wird sie als Pause zur Kennzeichnung von Verlust oder Tod verwendet, in der antiken Redekunst
dagegen als Redepause vor dem wirksamsten Argument, vor dem Höhepunkt der Rede. Mit dieser Bedeutungsverschiebung
spielt das Stück. ![]() Von links nach rechts (Das Kreuz in der Mitte bezeichnet nur den Dreh-Punkt): 1. Die Linie - zugehörig zum ersten fis - bezeichnet eine bestimmte Dauer, verbunden mit einer Tonhöhendefinition. Ist die Linie waagerecht, gibt es nur eine Tonhöhe, verläuft sie schräg, ergibt sie ein glissando. 2. Der Punkt mit Bogen definiert eine Tonhöhe - hier f -, die immer gleichbleibt, und bis zum nächsten Ereignis gehalten wird. 3. Der Punkt mit stacc.-Punkt definiert eine Tonhöhe - hier As -, die staccato gespielt wird. 4. Der Punkt mit dem tenuto-Strich hat eine im einzelnen zu bestimmende Dauer, die nicht bis zum folgenden Ereignis reicht, mit festliegender Tonhöhe - hier h. 5. Die abfallende Linie entspricht dem ersten Ereignis und ergibt hier ein glissando abwärts - g-fis. Die Grundform dieser fünf Ereignisse sind im Stück in Takt 4-6 zu finden. Man stelle sich nun vor, die Grafik um Ihren Mittelpunkt zu drehen, und dann die Tonhöhen und den Rhythmus erneut abzulesen. Auf diese Weise werden folgende Variationen erzeugt und im Stück verwendet: 1. Drehung um 45° (immer im Uhrzeigersinn): ![]() 2. Drehung um 315°: ![]() 3. Drehung um 210°: ![]() 4. Drehung um 280°: ![]() 5. Drehung um 245°: ![]() 6. Drehung um 80°: ![]() 7. Drehung um 115°: ![]() 8. Drehung um 150°: ![]() Meistens sind diese Figuren miteinander kombiniert. In der Partitur sind zu finden: Ausgangsfigur Takt 4-6 Takt 12-14: 1. Drehung, kombiniert mit der Ausgangsfigur Takt 20-22: 2. Drehung, kombiniert mit der Ausgangsfigur Takt 29-31: 2. und 3. Drehung, kombiniert mit dem ersten Ton der Ausgangsfigur Takt 37-39: 4. und 5. Drehung, kombiniert mit der Ausgangsfigur Takt 40-42: 6. und 7. Drehung, kombiniert mit der Ausgangsfigur Takt 61-63: 7. und 8. Drehung, kombiniert mit dem ersten Ton der Ausgangsfigur Takt 97-99: Ausgangsfigur mit frei angeordneten Bestandteilen aus der 6., der 5., der 7. und der 3. Drehung Takt 107-111: Ausgangsfigur kombiniert mit dem dann erreichten Tenor Die Methode wirft einerseits die Frage auf, mit welchem Maßstab gemessen werden soll. Hier habe ich bei den Tonhöhen auf Vierteltöne gerundet, rhythmisch ist die 1/32-Note das kleinste Maß. Andererseits wird die Möglichkeit sichtbar mit unterschiedlichen Rastermaßen und zusätzlich mit Augmentation oder Diminution Stauchungen und Verformungen vorzunehmen. Damit lassen sich enorm viele Variationen generieren, die gleichwohl mit der Ausgangsform erkennbar verbunden bleiben. AufführungenUraufführung: 20. November 1990: Hengelbräu Oldenburg; → Wilfried Hesse Vc weitere Aufführungen: 4. Dezember 1994: Kulturzentrum Peter-Friedrich-Ludwig Oldenburg, → Klaus Marx Vc 16. August 1995: Erdödy-Schlößchen Wien, → Matthias Lorenz Vc 9. Juni 1996: Ledenhof Osnabrück, Matthias Lorenz Vc 14. Juni 1996: Kunstverein Oldenburg, Wdh. vom 9. Juni 1996 16. Juni 1996: Foyer des Theaters, Lingen/Ems, Wdh. vom 9. Juni 1996 5. März 2020: Projekttheater Dresden, Matthias Lorenz Vc 7. März 2020: Ausstellungshalle Frankfurt am Main, Wdh. vom 5. März 9. März 2020: Kunstverein Oldenburg, Wdh. vom 5. März KritikNordwest-Zeitung vom 11. März 2020 zum Konzert am 9. März 2020
KONZERT IN OLDENBURG
Oldenburg. Auf gute 170 Zentimeter Höhe bringt es ein Violoncello, Stachel herausgezogen und hoch bis zur Schnecke gemessen. Als reine Spielfläche reichen 70 Zentimeter Griffbrett und Saiten zwischen Obersattel und Steg. Summa summarum: Da bleibt viel ungenutzter Raum für die Herstellung von Tönen. |