Von der Vertrautheit des Zweifels Musik für acht Stimmen mit einem Text von → Robert Musil ca. 5 Min. 10 Sek. komponiert 2024 → Download pdf 374 kB EinführungFür die Komposition Von der Vertrautheit des Zweifels wurde ein Text von Robert Musil (1880-1942) aus dem nachgelassenen Anhang zu „Der Mann ohne Eigenschaften“ gewählt. In dem Abschnitt diskutieren die Geschwister Ulrich und Agathe die Frage, ob und wie genau Farben, Formen, Erscheinungen und Gefühle mit Begriffen und Worten beschrieben und benannt werden können. Agathe glaubt, dass sich Worte immer nur ahnungsweise den Phänomenen annähern können und niemals genau treffen werden. Sie sagt:
Ich rate dir, sieh einmal einen Spiegel in der Nacht an: er ist dunkel, er ist schwarz, du siehst beinahe überhaupt nichts; und doch ist dieses Nichts ganz deutlich etwas anderes als das Nichts der übrigen Finsternis. Du ahnst das Glas, die Verdoppelung der Tiefe, irgendeine noch zurückgebliebene Fähigkeit zu schimmern – und doch gewahrst du gar nichts!
In meiner Interpretation steht der Spiegel hier als Metapher für die Übersetzung oder Übertragung in die Sprache der Worte, die Nacht für die Unkenntnis, die Verdoppelung der Tiefe und das Schimmern für das Ahnen der Phänomene. Agathe bestreitet also nicht, dass es eine Verbindung zwischen der Sprache der Worte und den Phänomenen gibt, sie zweifelt aber an Möglichkeiten von Deckungsgleichheit. |